Der besondere Dienst

am Grenzübergang

Lochtum - Abbenrode/DDR

 

 

 

Home  > BGS > BGS Goslar > aktuelle Seite: Dienst am Grenzübergang Lochtum - Abbenrode/DDR

Seite erstellt: 31.01.2012

Letzte Änderung: 02.02.2012


 

 

Dienst am Grenzübergang Lochtum - Abbenrode/DDR

Bericht und Bilddokumente von Lothar Engler

Am 27.01.1990 wurde die Grenze zwischen Lochtum und Abbenrode für immer geöffnet. Ich meldete mich, als gebürtiger Lochtumer, sofort für den Dienst an der Grenze. Auf der Lochtumer Seite stand ein Container, und auf der Abbenröder Seite stand eine Baracke, welche als Büro diente. Nach wenigen Früh- und Spätschichten hatte man sich gegenseitig schon etwas näher kennen gelernt. An der Eckerbrücke ließ sich auch immer mal der zuständige ZBV sowie eine Mot- oder Kradstreife von der Kompanie Abbenrode blicken. Es wurden interessante Gespräche geführt.

   
         

Die ungewöhnliche Fahrt zum Beobachtungsturm

So kam mir der Gedanke, doch einmal auf den Betonbeobachtungsturm, der vor Abbenrode stand, zu steigen. Zum einen aus Neugierde, wie es wohl auf dem Turm aussehen mag und zum anderen, um von dort einige Fotos vom Innenleben des Turms und der Umgebung zu machen.

Ein Kradmelder der DDR Grenztruppen erklärte sich bereit, mich an einem Frühdienst für 5 DM zum B-Turm zu fahren, um meinen Wunsch zu erfüllen.

Es war ein Tag im Februar. Nachdem ich im Morgengrauen meinen Dienst übernommen hatte, fuhr wenig später der Krad-Melder vor. Ich stieg mit auf sein Krad und er fuhr mich zum B-Turm.

Ich stieg hinauf und schaute mir den BT an. Mein erster Gedanke war, dass ich froh war, hier keinen Dienst verrichten zu müssen.

 

Kradmelder

am Eingang zum BT

An selber Stelle

Lothar Engler

   

Aufnahmen vom Beobachtungsturm BT 2x2

Nachdem ich einige Fotos von der Umgebung geschossen hatte, machte ich auch noch ein Foto mit Selbstauslöser von mir auf dem BT.

Es war schon spannend, etwas gemacht zu haben, was kurze Zeit später nicht mehr möglich war. Schon wenige Tage später wurden nämlich die Türen der Türme fest verschlossen. Eine solche Aktion war somit unterbunden.

 

Erheiterndes zum Schluss - Rosenmontag 1990

Im Laufe der Wochen wurde unser gegenseitiger Kontakt ausgebaut. Ich brachte mal Kuchen vom Bäcker und die Kollegen von den PKE-Kräften oder des Zolls brachten Hausschlachtewurst mit. So wurde immer mal eine Besprechung hüben wie drüben abgehalten.

Für Rosenmontag, ich hatte Frühdienst, verabredeten wir uns zu einer gemeinsamen Besprechung mit Frühstück. Ich kaufte verschiedene Brötchensorten ein und brachte für jeden ein Weizenbier mit. So kam es, dass der Zoll (West und Ost), die Kräfte der Pass-Kontroll-Einheit (PKE), eine Mot-Streife der DDR-Grenztruppen und ich gemeinsam in der Baracke  frühstückten und dazu ein Weizenbier tranken. Weizenbier kannte man in der DDR ja nicht.

Wir waren gerade in Rosenmontagslaune, da ging die Tür auf und es stand der Kompanieführer, Major E. in der Tür. Er fragte, was das denn sei. Keiner sagte etwas. Da ergriff ich das Wort und sagte: „Herr Major, in der Bundesrepublik ist heute Rosenmontag. Und in ganz Deutschland wird traditionell am Rosenmontag um 09:00 Uhr gefrühstückt. Und dazu wird traditionell ein Weizenbier getrunken und das sieht so aus“.

Der Major bekam einen roten Kopf und verschwand wortlos.

Tage späte erfuhren wir, dass noch am selbigen Tag mittags der Befehl in der Abbenröder Kompanie aushing, dass seine Kräfte mit uns aus dem Westen keinen Kontakt mehr aufnehmen bzw. haben dürften!