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Seite erstellt: 01.10.2009

Letzte Änderung: 24.11.2017 


Die Grenztruppen der DDR

 Entstehung und geschichtliche Entwicklung der Grenztruppen

 

Erkennungsblatt mit Uniformen, Dienstgradabzeichen und Effekten der DDR-Grenztruppen

 

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Am 01.12.1946 wurde mit der Aufstellung von Grenztruppen (GrTr) mit der Bezeichnung “Grenzpolizei“ begonnen.

Dies geschah im Widerspruch zum Alliierten Kontrollrat, nach dessen Auffassung die Überwachung der Demarkationslinie (DL) allein dem alliierten Militär vorbehalten war.

Aus Tarnungsgründen war die Grenzpolizei Teil der Deutschen Volkspolizei und ab dem 07.10.1949 bis 15.05.1952 der “Hauptabteilung Grenzpolizei“ des neu gebildeten Ministeriums des Innern unterstellt.

Die Stärke der Grenzpolizei betrug zunächst 3.000 Mann.

Sie wurden als Hilfseinheiten der sowjetischen Grenztruppen eingesetzt. Ab 1947 standen 4.000 Mann an der DL zu den westlichen Besatzungszonen. Auf Befehl der Sowjetische Militär Administration (SMAD) wurden 1947 weitere Verbände aufgestellt. Im Herbst 1949 hatte die Grenzpolizei eine Stärke von 18.000 Mann erreicht. Die Grenzpolizei war wechselweise dem Ministerium des Innern oder dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) unterstellt.

Mai 1952 erfolgte die Ausgliederung der Grenzpolizei aus der Volkspolizei und die Umbenennung in „Deutsche Grenzpolizei“. Stärke am 01.01.1954: ca. 34.000 Mann, 1957-1963 zwischen 35.000 und ca. 50.000 Mann.

Ab 01.12.1957 erfolgte die Umbenennung der “Hauptabteilung Grenzpolizei“ in “Kommando Deutsche Grenzpolizei“.


Mit Wirkung vom 15.09.1961 wurde die Grenzpolizei in die Nationale Volksarmee eingegliedert und hieß ab sofort “NVA - Kommando Grenze“. Sie wurde dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt.

 

Gliederung des NVA - Kommando Grenze

 

6 Grenzbrigaden entlang der Demarkationslinie

Grenzbrigade 3 mit Stab in PERLEBERG/DDR

Grenzbrigade 5 mit Stab in KALBE—MILDE/DDR

Grenzbrigade 7 mit Stab in MAGDEBURG/DDR

Grenzbrigade 9 mit Stab in ERFURT/DDR

Grenzbrigade 11 mit Stab in MEININGEN/DDR

Grenzbrigade 13 mit Stab in RUDOLSTADT/DDR

 

3 Grenzbrigaden um BERLIN

Grenzbrigade 1 mit Stab in BERLIN-TREPTOW

Grenzbrigade 2 mit Stab in GROß GLIENICKE

Grenzbrigade 4 mit Stab in POTSDAM (1966 aufgelöst)

 

an der Grenze zur CSSR

Grenzregiment 19 mit Stab in PIRNA/DDR (1966 aufgelöst und in GrBtl gegliedert)

 

an der Grenze zur Volksrepublik Polen

Grenzregiment 18 mit Stab in FRANKFURT/Oder (1966 aufgelöst und in GrBtl gegliedert)

 

entlang der Küste

Grenzbrigade Küste mit Stab in ROSTOCK-Gehlsdorf

 

Jede Grenzbrigade bestand aus 3 Grenzregimentern mit je 2 Grenzbataillonen und je 9 Grenzkompanien und einem Ausbildungsbataillon.


1971 erfolgte eine Umgliederung mit der Einführung von 3 Grenzkommandos:

GrKdo Nord in Stendal

GrKdo Süd in Erfurt

GrKdo Mitte in Berlin-Karlshorst

 

Diese 3 GrKdo überwachten die Grenzen der DDR zwischen 1971 und Mitte 1988 zusammen mit der

GrBrig Küste in Rostock
GrAbs VR Polen in Frankfurt/Oder
GrAbs CSSR in Pirna

 

Das GrKdo Nord gliederte sich wie folgt:

1 Stabskompanie

1 Nachrichtenkompanie

1 Minenräumkompanie

2 Grenzausbildungsregimenter (GrAusbRgt 5 in Glöwen, GrAusbRgt 7 in Halberstadt)

 

6 Grenzregimenter:

GrRgt 6 mit Stab in Schönberg “Hans Kollwitz“

GrRgt 8 mit Stab in Grabow “Robert Abshagen“

Bootskompanie in Dömitz

Bootszug in Boitzenburg

GrRgt 24 mit Stab in Salzwedel “Fritz Heckert“
GrRgt 23 mit Stab in Kalbe/Milde “Wilhelm Bahnik“
GrRgt 25 mit Stab in Oschersleben “Neilhardt von Gneisenau“
GrRgt 20 mit Stab in Halberstadt “Martin Schwantes“

 

Zu jedem Grenzregiment gehörten:

1 Stabskompanie

1 Nachrichtenkompanie

1 Pionierkompanie

1 Transportversorgungskompanie

ggf. Sicherungseinheiten an Grenzübergangsstellen (GÜSt)

3 Grenzbataillone mit je 4 Grenzkompanien

jede Grenzkompanie hatte 4 Züge

jeder Zug hatte 4 Gruppen

 

Der Grenzschutzabteilung Nord 4 (Braunschweig) standen bis Mitte 1985 die Grenzregimenter 23 und 25 mit den dazu gehörenden Einheiten gegenüber:

23. GrRgt KALBE/MILDE

III.  GrBtl WEFERLINGEN

11. GrKp WEFERLINGEN

12. GrKp WALBECK

 

25. GrRgt OSCHERSLEBEN

Stabs- und Nachrichtenkompanie in OSCHERSLEBEN

Pionierkompanie in BARNEBERG

Sicherungskompanie in MARIENBORN

Wachkompanie (Kohle) in HARBKE

I. GrBtl MARIENBORN

1. GrKp SCHWANEFELD

2. GrKp MORSLEBEN

3. GrKp MARIENBORN

4. GrKp SOMMERSDORF

 

II. GrBtl OHRSLEBEN

5. GrKp HÖTENSLEBEN

6. GrKp OHRSLEBEN

7. GrKp PABSTORF

8. GrKp DEDELEBEN

 

III. GrBtl HESSEN

9. GrKp VELTHEIM

10. GrKp RHODEN

11. GrKp GÖDDECKENRODE

12. GrKp DREIRODE (Abschnitt GSA Nord 5 / Goslar)

 

Im Verlauf der Jahre 1971 bis 1981 wurde verstärkt die Kompaniesicherung durchgeführt.

Von der Kompaniesicherung wurde gesprochen, wenn die jeweilige Kompanie durch aufeinanderfolgenden oder gleichzeitigen Einsatz von Zügen und Gruppen den Grenzabschnitt der Grenzkompanie sicherte.

 

Am 10.02.1973 wurde das “NVA-Kommando Grenze“ in “Grenztruppen der DDR“ umbenannt. Obwohl die Grenztruppen seitdem keine Teilstreitkräfte der “Nationalen Volksarmee“ mehr waren, blieben sie dennoch dem “Ministerium für Nationale Verteidigung“ unterstellt und wurden von ihm geführt.

 

Ab September 1981 ist auf Weisung des Chefs der Grenztruppen versuchsweise das Modell eines weiterentwickelten Systems der Grenzsicherung, die “Grenzwache“ erprobt worden. Damit waren beauftragt das 4. und das 23. Grenzregiment.

Mit dem probeweisen Versuch sollten die Voraussetzungen für die Einführung der Grenzwachen in allen Grenzregimentern geschaffen werden. Der Modellversuch wurde in den beiden Grenzregimentern im Rahmen der “Bataillonssicherung“ erprobt.

Das Modell der Grenzwache wurde in seiner ursprünglichen Konzeption nicht eingeführt.

 

Nach Auflösung des 25. GrRgt wurde die Grenze gegenüber dem eigenen Grenzabschnitt Braunschweig durch das 20. und 23. GrRgt überwacht.

 

Nach Abschluss der Umstrukturierung der GrTr/DDR (01.12.1986) waren das I. und II. GrBtl eines jeden GrRgt hauptverantwortlich für die Durchführung der normalen Grenzsicherung in den ihnen zugewiesenen Grenzabschnitten.

Dabei wurden sie von Kräften des Rückraumbataillons (III. GrBtl) unterstützt.

Die Grenzsicherung wurde im Rahmen der Kompaniesicherung durchgeführt.

 

Mit Auflösung des 25. GrRgt im Jahr 1985 sah die Gliederung gegenüber dem Abteilungsabschnitt Braunschweig bis 1988 wie folgt aus:

20. GrRgt. HALBERSTADT (Gliederung)

I. GrBtl HESSEN

1. GrKp DEDELEBEN

2. GrKp RHODEN

3. GrKp DREIRODE

4. GrKp ABBENRODE

 

II. GrBtl SCHIERKE

5. GrKp ILSENBURG

6. GrKp SCHARFENSTEIN

7. GrKp SCHIERKE

8. GrKp ELEND

9. GrKp SORGE

 

III. GrBtl HALBERSTADT

10. GrKp PABSTORF

11. GrKp GÖDDECKENRODE

12. GrKp ILSENBURG

13. GrKp ELEND

 

23. GrRgt. KALBE/MILDE (Gliederung)

I. GrBtl OEBISFELDE

1. GrKp JAHRSTEDT

2. GrKp BREITENRODE

3. GrKp OEBISFELDE

4. GrKp DÖHREN

 

II. GrBtl MARIENBORN

5. GrKp SCHWANEFELD

6. GrKp MORSLEBEN

7. GrKp SOMMERSDORF

8. GrKp OHRSLEBEN

13. GrKp HARBKE (GrKp “Kohle“)

 

III. GrBtl WEFERLINGEN

9. GrKp BUCHHORST

10. GrKp GEHRENDORF

11. GrKp WALBECK

12. GrKp HÖTENSLEBEN

 

Die GrTr wurden Anfang 1989 erneut umstrukturiert. Diese Umstrukturierung war die umfassendste, die jemals erkannt wurde. Neben einer Änderung der Truppenbezeichnung, neuer Organisation und Dislozierung, geänderter Unterstellungsverhältnisse und neuer Durchführungsform des Auftrages blieb kaum etwas übrig, was diesmal nicht einer Änderung unterworfen war.

 

  • Auflösung der bisherigen Grenzkommandos Nord, Mitte, Süd und Schaffung von “Grenzbezirkskommandos (GBK)“ entsprechend den Verwaltungsbezirksgrenzen.

  • Auflösung der bisherigen Grenzregimenter und Bildung von “Grenzkreiskommandos (GKK)“ entsprechend den Kreisgrenzen. Die GKK sind den GBK unterstellt.

  • Wegfall der Bataillonsebene und direkte Unterstellung der künftigen “Grenzkreiskompanien (Gkkp)“ genannten Einheiten unter die GKK.

  • Ersatzloser Wegfall der Rückraumeinheiten.

  • Auflösung bisheriger Grenzkompanien.

  • Aufstellung neuer Gkkp im Zuge der neuen Struktur.

  • Umgliederung innerhalb der Gkkp, z.B. durch Einführung einer Hundestaffel und der angeblichen Reduzierung der Anzahl der Grenzaufklärer (GAK) je Gkkp auf 3—4.

  • Die Pionierkompanie untersteht künftig den GBK.

  • Schaffung von “Grenz-Ausbildungs-Zentren (GAZ)“ mit direkter Unterstellung zum “Kommando-Grenze“ / Standorte: HALBERSTADT, PLAUEN, ORANIENBURG / Jedes GAZ soll über 12 Kompanien verfügen.

 

Gegenüber dem Abteilungsabschnitt Braunschweig sah die Umgliederung wie folgt aus:

GKK  HALBERSTADT—OSCHERSLEBEN

Gkkp SOMMERSDORF

Gkkp DEDELEBEN

Gkkp VELTHEIM

Gkkp GÖDDECKENRODE

Gkkp OHRSLEBEN

Gkkp RHODEN

Kohle Kp HARBKE

 

GKK HALDENSLEBEN

Gkkp WEFERLINGEN

 

GAKdo SCHWANEFELD

GAKdo WALBECK

GAKdo MORSLEBEN

 

Mit der Öffnung der Grenzen am 09.11.1989 führten die GKK mit unterstellten Kräften vorwiegend Überwachungsaufgaben an den Grenzübergängen (GÜG) durch. Aufgrund der Veränderung der Aufgabe durch die politischen Verhältnisse wurden zunächst die Wehrpflichtigen aus der Grenztruppe entlassen. Es begannen ab Ende 1989 auch erste Überlegungen der Eingliederung länger dienender GrTr-Kräfte in Zivilberufe.

Mit Wegfall der Grenzkontrollen an der Grenze zur DDR ab dem 01.07.1990 waren auch die verbliebenen Restkräfte der GrTr in Frage gestellt. Außer der Nachlassverwaltung wurde damit begonnen, zunächst alle GrTr-Kräfte zu entlassen bzw. in Zivilberufe zu überführen. Vorhandener Fahrzeugbestand wurde z.T. meistbietend verkauft oder in private Betriebe überführt.

Die „Entstaatlichung“ begann.

Unterkünfte wurden mit Entlassung der Kräfte geräumt und wurden durch dafür eingesetztes Personal überwacht.

 


Textquelle: Grenzchronik der Grenzschutzabteilung Nord 4. Hiesige Veröffentlichung ist mit Genehmigung des Mitverfassers der Grenzchronik K.-D. Nickel erfolgt.