Grenzwanderung vom Jägerfleck zur Straße Walkenried-Ellrich

am 24.06.2013

(Fotodokumentation)

 

 

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Grenzwanderung am 24.06.2013 vom Jägerfleck zur Straße Walkenried-Ellrich

Seite erstellt: 26.06.2013

Letzte Änderung: 29.06.2013



Tour:  B 4/Jägerfleck - Kunzental - Ehrenplan - Schwangere Jungfer - Wendel Eiche - Zwei Länder Eiche - Spitzer Winkel - Straße Walkenried-Ellrich (mit Klick zur Tour-Karte)

BGS-Karten- und Bildmaterial vom Grenzverlauf 01 + 02 (Klick)


Heute war Lothar Engler vom ehemaligen BGS-Standort Goslar mein Tourpartner. Nach dem üblichen Zeremoniell (ein Fahrzeug zum Zielpunkt, mit dem zweiten zum Startpunkt), machten wir uns dann um 10.15 Uhr am Jägerfleck auf den Weg. Ca. 14 km lagen vor uns (nach Planung). Letztendlich kamen noch gut drei Kilometer hinzu, weil wir schon nach knapp zwei km einen falschen Abzweig gewählt hatten.

Die Strecke war gegenüber den vorangegangen Tourabschnitten anspruchsvoller (oder besser gesagt: "anstrengender"), weil es doch einige starke -wenn auch nur kurze- Steigungen und Gefällstrecken gab.

Die Lochplatten des Kolonnenweges waren kaum noch begehbar und schmale Waldpfade drosselten unsere sonst gewohnte Wandergeschwindigkeit um mindestens ein Drittel.

Vom Jägerfleck aus in Richtung West/Südwest wandelte sich nun auch der Baumbestand des Harzes vom Nadelwald in Mischwald und schließlich in fast reinen Laubwald mit überwiegend Buchenbestand.

Mit zwei kleinen Verpflegungspausen und etlichen Fotoshootings hatten wir das Ziel nach 17 km und gut sechs Stunden erreicht - schön geschafft und mit viel Appetit auf einen Pott Kaffee und ein großes Stück Kuchen, das wir uns anschließend auch in einem Café am Kloster Walkenried gegönnt haben.


Am Jägerfleck (siehe dazu auch die Bilder und Information von der Tour "Silberfuchsfarm - Jägerfleck")

 

 

Ein markanter dreiseitiger Stein (Drei-Länder-Stein) markiert bereits seit mehreren hundert Jahren an dieser Stelle den Grenzverlauf zw. den verschiedenen Hoheitsgebieten, die hier zusammen treffen. So war auch nach dem II. Weltkrieg dies ein Grenzpunkt zw. der Bundesrepublik und der DDR. Heute treffen hier die drei Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zusammen.

Bild rechts: Vergleichsbild aus den 1970/80er Jahren

Der "Drei-Länder-Stein"

Die Nordost-Seite mit der Markierung

AB=Amt Benneckenstein, später in KP=Königreich Preußen "übermarkiert".

Erläuterungstafel zum "Drei-Länder-Stein" (Vergrößern mit Mausklick)

 


Durch das Kunzental zum Ehrenplan

Auf niedersächsischer Seite starteten wir unsere Tour vom Jägerfleck durch das Große und das Kleine Kunzental zum ersten Zwischenpunkt "Ehrenplan". Auf dem Kolonnenweg hätten wir anstatt 3,6 km nur 1,9 km benötigt, aber wir wollten möglichst dicht am Grenzverlauf bleiben und der Kolonnenweg in diesem Abschnitt hatte überwiegend einen Abstand von 400 bis 500 Metern zur Grenze.

Neben der B 4 der Stein "Jägerfleck"

.

Die B 4 zwischen Braunlage/Hohegeiß und Nordhausen wurde am 12. November 1989 um 14.00 Uhr wieder geöffnet.

Wenige Hundert Meter von der B 4 entfernt im Großen Kunzental steht auf der gegenüberliegenden Seite des Baches eine bereits recht verwitterte DDR-Grenzsäule. Es sollte nicht die letzte sein, auf die wir an diesem Tag stoßen.

Eine Schutzhütte im Kleinen Kunzental westlich des Großen Ehrenbergs.

Die Tür war nur mit einem davor gelegten Stein "verschlossen", so dass wir auch einen Blick in die Hütte werfen konnten. Schlichte Sitzbänke an den Seiten und kein Unrat im Raum.


 

Einen Regenschauer nutzten wir gleich zu einer kleinen Verpflegungsrast.

Danach ging es weiter stetig bergan zum Ehrenplan.

Ein alter Grenzstein kurz vor dem Ehrenplan in morastigem Boden.

Meine Stiefel sahen entsprechend aus.

Eine Tafel an einem Zugangsweg zum Ehrenplan mit dem Hinweis, dass aus den Militärstraßen nun Wanderwege geworden sind.

 

Am Ehrenplan

laufen sechs Wege am Südrand des Großen Ehrenbergs an einer Waldlichtung zusammen


Am Süd- und Westrand der Lichtung verläuft der Kolonnenweg

Die Sülzhayn-Hütte steht am Ostrand der Ehrenplanlichtung.

Blick vom Nordrand in Richtung Krödberg

Über einen kurzen steilen Anstieg direkt am Südrand des Ehrenplans ging es anschließend hinauf zum Krödberg, auf dem einst ein BT 6 stand.

Auf der Kuppe des Krödbergs

war der BT 6 platziert

(Standort über Google-maps)


Bild links: Der BT 6 am Ehrenplan (Krödberg). Aufnahme aus den 1970er Jahren.

Bild rechts: Aufnahme aus den 1980er Jahren. Am BT verläuft der Schutzstreifen- und Signalzaun, davor ein Betonbunker. Unten links sind Platten des Kolonnenweges zu erkennen.

Lothar ist fündig geworden.

Der Fundamentring des BT ist noch vorhanden .....

.... wie auch Kabelstränge des Grenzmeldenetzes


Vom Ehrenplan zur Wendeleiche

Wir hatten uns entschieden, den Hinweisschildern des Grenzweges zu folgen und die Strecke zur Wendeleiche auf dem Kolonnenweg fortzusetzen. Ein Fehler, wie sich im weiteren Streckenverlauf heraus stellen sollte.


Noch auf dem Krödberg

Erste Geländeerkundung Richtung "Westen" auf der Suche nach einem besseren Weg.

Der Kolonnenweg führte wellenförmig durch das Gelände ohne Rücksicht auf Geländeformen. Steigungen von mehr als 45° waren keine Seltenheit. Die Lochplatten waren überwuchert, an manchen Stellen abgesackt oder machten ihrem Namen als "Loch"platten alle Ehre.

Durchhalten war angesagt.


Ende im Gelände

Irgendwo muss es hier zum Grenzpunkt "Schwangere Jungfer" gehen.

Als wir uns (nach Karte) in etwa unterhalb des Grenzpunktes "Schwangere Jungfer" befanden, haben wir den Kolonnenweg verlassen und uns durch das Unterholz zum Grenzverlauf durchgeschlagen. Dabei stießen wir auf Reste der Sperranlage, nämlich stehen gebliebene Pfosten des Metallgitterzauns. Warum die Pfosten nicht zusammen mit den Metallgitterplatten entfernt wurden, konnten wir uns nicht erklären. Wahrscheinlich sind sie derart im Boden verankert, dass sie nur mit schwerem Gerät heraus geholt werden können, heute aber aufgrund des nachgewachsenen Baumbestands keine schweren Maschinen mehr an die Pfosten heran kommen.

Schwangere Jungfer

 

Auf Thüringer Gebiet (vormals DDR) der mysteriöse Stein "Schwangere Jungfer".

Die Initialen DM / SJ geben Rätsel auf.

(Vergrößern rechtes Bild mit Mausklick)

Erläuterungstafel "Schwangere Jungfer"

(Vergrößern mit Mausklick) 

Grenzstein? an der Erläuterungstafel "Schwangere Jungfer"

Grenzstein Nr. 115 aus dem Jahr 1762

an der Erläuterungstafel "Schwangere Jungfer"


Grenzsteine

Da wir die nächsten Kilometern nahezu direkt am alten Grenzverlauf wanderten, stießen wir auf eine Vielzahl alter Grenzsteine (Initialen KP = Königreich Preußen / HB = Herzogtum Braunschweig).

Aber auch Grenzsteine neueren Datums mit den Initialen DDR waren noch zu entdecken und weiter südlich Grenzsteine mit den Initialen StW = Stiftsamt Walkenried.

 

HB

(Vergrößern mit Mausklick)

KP

(Vergrößern mit Mausklick)

Auf dem Kopf des Grenzsteins wird der abknickende Grenzverlauf an diesem Grenzpunkt dargestellt.

(Vergrößern mit Mausklick)

DDR

StW

(Vergrößern mit Mausklick)


An der Wendeleiche (Wendel Eiche - nicht Wende Leiche)

 

Die Wendeleiche

An ihrem Stamm führte ein Wendelaufgang zu einer Plattform, von wo aus der Besucher einen wunderbaren Blick in das südliche Harzvorland genießen konnte. Da die Eiche auf Thüringer/DDR-Gebiet stand, war über vier Jahrzehnte dieser markante Punkt sowohl von Westen her als auch von Osten (aufgrund des Grenzsperrgebietes) nicht mehr erreichbar. Heute ist vom Wendelaufgang nur noch die eiserne Trägerhalterung am Hauptstamm zu sehen (mittleres Bild).

Rechtes Bild: Erläuterungstafel Wendeleiche

(alle Bilder vergrößern mit Mausklick)

In Richtung Norden kann man bis zum Wurmberg und Brocken schauen.

 Beim zweiten Regenschauer an diesem Tage erfüllte auch die Schutzhütte an der Wendeleiche ihren Zweck.


Von der Wendeleiche zur Zwei-Länder-Eiche

 

 

Entlang des direkten Grenzverlaufs stießen wir immer wieder auch auf weitere Teile der ehemaligen Grenzsperranlage. Durch das Loch in der Grenzsäule wurde der Halterungsbolzen geführt, an dem das DDR-Emblem (Seite zur Bundesrepublik) und die Säulennummer (Seite zur DDR) befestigt war.

Blick in das Elsbachtal Richtung Zorge

in der Nähe des Aussichtspunktes "Stiefmutter".

Am Wegesrand eine aus dem Boden heraus gerissene DDR-Grenzsäule.

Das Betonstück war sicherlich zu schwer für einen Abtransport.

.


An der Zwei-Länder-Eiche

 

Ein Unikum an der Grenze. Direkt durch den Hauptstamm der Eiche, die sich auf ein Meter Höhe teilt, verläuft die Grenze. Die eine geteilte Stammseite ragt gen Westen, die andere gen Osten. An der Fluchtlinie der Grenzsteine kann man auch heute diese Besonderheit am Grenzverlauf in natura gut nachvollziehen.

Eine Stempelstelle für Wanderer in "schwarz-rot-gold" gehalten.

Hätte es ein der Umgebung angemessener Farbton nicht auch getan??


Von der Zwei-Länder-Eiche zum Zielpunkt (Straße Walkenried-Ellrich)

 

Der Waldweg durch herrlichen Buchenwald lässt an den Wanderer  keine Wünsche offen.

Gut getarnt zwischen jungen Birken alte Grenzpfosten vom Metallgitterzaun. Dann wieder eine Grenzsäule.

 Am Grenzstein "Spitzer Winkel". Die von Norden kommende Grenze knickt hier in Richtung Nordwesten ab und bildet einen geometrisch spitzen Winkel.

(Vergrößern mit Mausklick)


An der Landesstraße L 602/L 1037 von Zorge nach Ellrich steht direkt am Grenzverlauf dieses Haus. Eigentlich stand es auf DDR-Gebiet. Die Bewohner konnten aber durch diverse Aktionen erreichen, dass die DDR das Grundstück schlussendlich dem Bundesgebiet zugesprochen hat.

Noch 2,5 km ging es auf dem Kolonnenweg (oder daneben) immer stetig leicht bergan zum Zielpunkt.

Mit einem kleinen Abstecher zum Carlstein.

(Vergrößern mit Mausklick)

Erläuterungstafel zum Carlstein

(Vergrößern mit Mausklick)

Das südliche Harzvorland bei Ellrich.


Grenze an der Straße Walkenried - Ellrich

 

Noch ein paar Meter ....

.... und dann war das Ziel erreicht.

Gedenkstein zum 20-jährigen Rotbuchenfest am 03. Oktober 2009

Die letzte Grenzsäule an diesem Tag.

Am 11.11.1989 um 19.34 Uhr wurde die Straße zw. Walkenried und Ellrich wieder geöffnet.


 

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(c) Fotos von Wolfgang Roehl, Lothar Engler & Werner Linde